Wir verlassen Grytviken in schönstem Sonnenschein - und verlassen uns natürlich darauf, dass das auch so bleibt !
So, nun kennen wir also auch "dat annere Loch vonne Walverdampfmaschin"  - und gut is !
Das ausgekochte Öl wurde dann in einer Separatorenanlage extrahiert, wobei i.d.R. 4 Qualitäten gewonnen wurden : aus der besten wurden u.a. Seife und Margarine hergestellt, die Glyzerin - Fraktion diente als Basis zur Sprengstoffherstellung.
Fleisch und Knochen wurden ebenfalls ausgekocht und anschliessend zu Mehl verarbeitet, dass als proteinreiches Viehfutter bzw. als Dünger eingesetzt wurde.
Insgesamt alles Prozessschritte, die den Ingenieur doch stark an sehr ähnliche Techniken aus der Klärschlammbehandlung erinnert haben.
Im Laufe der Zeit wurde auch dieser Verfahrenschritt durch die Einführung riesiger Dampfdrucktöpfe industrialisiert und optimiert, wobei wir denn auch zwanglos, aber technisch korrekt bei der zitierten Abwandlung der "Feuerzangenbowle" angekommen wären.
Der Walspeck ( blubber ) wurde dann zwecks Ölextraktion gekocht, ursprünglich in grossen Pötten, wie wir sie hier rechts im Vordergrund vor dem Museum aufgestellt sehen.
Nachdem der harpunierte Wal von einem solchen Walfänger zur Station geschleppt worden war, wurde dieser mittels einer 50 to Winde auf die Flens - Plattform gezogen, wo als erster Verarbeitungsschritt das Flensen ( = Abspecken ) vollzogen wurde.
Grytviken insgesamt ist ( im Gegensatz zu anderen Walstationen, deren Betreten nur mit Sondergenehmigung möglich ist ) ein umfassend zugängliches Freilichtmuseum mit vielen erläuternden Texttafeln rund um die Walverarbeitung, so dass wir nun tatsächlich leicht einen entsprechend detaillierten Vortrag zur schon angerissenen Frage " Wat is ene Walverdampfmaschin " liefern könnten.
 
Wir belassen es mal bei ein paar Stichwörtern :
Von diesem Grab zu der in typisch norwegischer Bauweise errichteten Holzkirche, die Mitte der 90er Jahre umfassend restauriert wurde, sind es nur einige Schritte.....
Der zweite, für viele an Bord befindliche Bewunderer seiner Person weit wichtigere Grund für einen Exkurs zu diesem Ort liegt darin, dass hier Sir Ernest Henry Shackleton begraben liegt, ein irisch - stämmiger Forscher, der lange vor Scott und Amundsen im Zeitraum zwischen 1911 und 1917 mehrere Expeditionen bis tief in das Schelfeis der Ross Sea durchführte.
 
Ausgangspunkt für das ihm gewidmete Heldenepos ist das Scheitern seiner grössten Expedition, bei der sein Schiff festfror, vom Eis schliesslich zerdrückt wurde und das gesamte Team im antarktischen Winter unter dramatischen Wetterverhältnissen um´s Überleben kämpfen musste. Shackleton führte seine Expedition unter Mitführung von zwei Rettungsbooten (von denen eines im Eis blieb) über das spaltenreiche Packeis bis zur Elephant Island, bestieg dort mit dem Kapitän als Navigator und mehreren Mannschaftsmitgliedern das verbliebene Boot und schaffte es, bei schlimmsten Stürmen die 800 Meilen bis South Georgia zu durchsegeln, wo er in Grytviken sofort die Rettungsaktion für die auf der Insel zurückgelassenen Expeditionsmitglieder organisierte. Sie wurden nach Monaten wunderbarerweise alle lebend vorgefunden.
Aus diesem Stoff wurde eine Legende, zumal viele fantastische Fotos und auch einige Filme dieser Expedition erhalten werden konnten, die wir an Bord ausführlich vorgeführt bekamen und die natürlich die einzelnen Katastrophen, die Entbehrungen, die dramatischen Umstände mythosfördernd dokumentieren.
 
Nüchtern betrachtet hat sich jemand mit seiner Mannschaft wissentlich in eine Situation begeben, die ein mögliches Scheitern klar beinhaltete, hat, als das Schiff, vom Eis zerdrückt, gesunken war, mit aller Kraft versucht, seinen Popo zu retten (wer hätte nicht ) und nach seiner eigenen Rettung (immerhin im Unterschied zu anderen Kapitänen) die Rettung seiner zurückgelassenen Kameraden mit Priorität herbeigeführt, was denn wohl auch die Pflicht eines Expeditionsleiters sein dürfte.
( Haben wir so aber inmitten seiner Fans nicht zu formulieren gewagt ! )
 
Nun denn, jetzt wisst ihr etwas über Shackleton und hier nun sein Grabstein, an dem nach salbungsvollen Worten unseres Geschichtsexperten am frühen Vormittag ein " Toast " mit einem kleinen Whiskey ausgebracht wurde, die heftigsten Bewunderer spendierten auch ein paar Tropfen für sein Grab und die dem Alkohol ( zumal um diese Tageszeit ) nicht so zugewandten chinesischen Reisenden taten es denn ebenso mit Cola, was dann aber wiederum Irritationen auslöste......
 
Lassen wir es damit gut sein !
Eine der grössten und bis in die 60er Jahre betriebenen Walstationen finden wir in Grytviken  : eine in den Fjorden South Georgias gut geschützt errichtete Anlage, die seit Anfang des 20sten Jahrhunderts sowohl als Basis für Wal- und Robbenfangschiffe diente, aber auch im Laufe der Zeit zu einer Verarbeitungsfabrik ausgebaut wurde, in der Wale mit höchster Effizienz gewissermassen einer Totalverwertung zugeführt wurden.
 
Antarktis 3 : South Georgia 2